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Arbeiterinnen* aller Länder, vereinigt euch!

Von: Daniela Hackl

Frauen haben schon immer gearbeitet, ob in Fabriken, auf Feldern, oder sonst wo. Frauen aus der Arbeiter_innenklasse konnten es sich nicht leisten kein eigenes Einkommen zu haben und Hausfrauen zu sein und ausschließlich Haus- und Sorgearbeit zu verrichten, sondern mussten zu dem dazu einer Lohnarbeit nachgehen. Genauso wie ihre männlichen Kollegen.

Der Tag der Arbeit wird seit Ende des 19. Jahrhunderts als jährlicher Kampftag für bessere Arbeitsbedingungen begangen. Auch heute sind die Forderungen des Tags der Arbeit gefragt: Verringerung der Arbeitsstunden, sichere Arbeitsbedingungen, ein Lohn, von dem man gut leben kann, und so weiter. Wir sehen auch 2023, weit über 100 Jahre nachdem die Internationale den 01. Mai zum Protesttag für Arbeiter_innen ausgerufen hat, dass Arbeitsbedingungen überall auf der Welt noch lange nicht so gut sind, wie sein sollten.

Es ist wichtig, dass die Arbeiter_innenklasse, unabhängig vom Geschlecht oder anderen Faktoren, gemeinsam für bessere Arbeit und ein besseres Leben kämpft. Trotzdem muss man speziell auf die Situation von Frauen und Arbeiterinnen eingehen. Frauen stehen im kapitalistischen System aufgrund des Patriarchats vor vermehrten Herausforderungen, als ihre männlichen Kollegen und erfahren damit doppelte Unterdrückung, egal ob Fabrikarbeiterin im 18. oder 19. Jahrhundert, oder Arbeitnehmerin im 21. Jahrhundert. Arbeiterinnen kämpfen gegen Klasse und Patriarchat.

Seit den 1970er Jahren können Frauen rechtlich gesehen ohne Zustimmung des Mannes arbeiten zu gehen und ein eigenes Konto zu eröffnen. Dass Frauen durch ihre Lohnarbeit finanziell unabhängig sein können, ist erst seit rund 50 Jahren der Fall. Das wirkt sich auch heute noch auf die Lebensrealitäten von Frauen aus, da ihnen immer noch der Großteil von Haus- und Sorgearbeit zufällt, der unentgeltlich verrichtet wird. Als selbstverständlich wird es angesehen, dass Frauen mehrere Stunden am Tag unbezahlt Tätigkeiten verrichten, die die Familie am Laufen halten. Das führt zu erheblichen Nachteilen, wie der „Teilzeitfalle“, weniger Pensionsbezüge, Überforderung Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen, gesellschaftliche Erwartungen einer Karrierefrau, die zugleich eine gute Mutter sein muss, etc.

Ein Fokus auf Frauen in der Arbeitswelt bedeutet, nicht nur den Gender-Pay-Gap (wonach Frauen in Österreich im Durchschnitt im Vergleich zu den Männern 18% weniger Einkommen im Jahr haben) zu betrachten. Auch nicht nur den Gender-Pension-Gap, der sich auf über 40% weniger Bezüge bei Pensionistinnen als bei Pensionisten beläuft. Sondern es geht darum, das System zu erkennen, das dahintersteckt: ein kapitalistisches und patriarchales System, das von Männern entwickelt wurde und auch heute noch überwiegen von ihnen Betrieben wird. Ein System, das Frauen Rechte und Gleichberechtigung formal zuschreibt, das in der praktischen Umsetzung dessen aber große Lücken aufwirft.

Die Erkenntnis struktureller sexistischer und klassistischer Benachteiligung ist der grundlegende Schritt, der dazu führt, dass wir uns politisieren, uns organisieren und aktiv werden. Dass wir sagen, es reicht mit prekären und schlechtbezahlten Arbeitsverhältnissen. Und dass wir sagen, Männer sind ebenfalls für Haus- und Sorgearbeit zuständig und dafür, diskriminierende Strukturen zu erkennen und aufzubrechen. Gemeinsam sind wir viele und wir müssen den jahrhundertelangen Kampf für Emanzipation und gute Arbeits- und Lebensbedingungen für alle auch heute noch – vielleicht aktiver denn je – weiterführen.

Arbeiterinnen* aller Länder, vereinigt euch!

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